Reisebericht Fuerteventura
Es war letztes Jahr im Herbst,
als sich mir die Frage stellte, wo ich im Winter surfen kann, ohne dabei einen
Trockenanzug zu benötigen. Lange überlegen musste ich nicht, da mir ein Freund,
den ich in Portugal auf einer meiner Surfreisen kennen gelernt habe, von
Fuerteventura und einer dortigen Surfschule berichtet hat. Die erste Reise auf
die Insel startete ich also letzten Winter über Weihnachten und Silvester und
seitdem war ich achtmal im letzten halben Jahr dort; auch mal nur über ein
verlängertes Wochenende (siehe Bericht über Surfkurztrips). Ich muss zugeben,
dass ich im Vorfeld skeptisch war, da die Insel bzw. die Kanaren für mich immer
gleichzusetzen waren mit einem Reiseziel für Menschen in fortgeschrittenem
Alter, die dort ihren Pauschalurlaub verbringen. Dass man dort wirklich gut
surfen kann und es mir gefallen würde, konnte ich noch nicht so ganz glauben;
sollte sich dann aber absolut bewahrheiten. Seit meiner ersten Reise auf die
Insel bin ich verliebt: verliebt in die
karge Landschaft, in das stets warme Klima, in das grün-blaue Meer, in einen kleinen Ort namens Lajarres, in die
Vulkane, die die Landschaft prägen, in die Weite, die mir in der Großstadt so
fehlt, in die zahlreichen tollen Surfspots und in die Menschen vor Ort. Der Norden Fuerteventuras ist für mich
bereits wie ein zweites zu Hause geworden. Weshalb das so ist und diese Insel
zu einer meiner Lieblingsreisezielen
gehört, möchte ich hier einmal beschreiben:
Die karge, steinige Vulkanlandschaft ist das erste, was einem auffällt,
wenn man im Landeanflug ist und aus dem Fenster des Fliegers schaut. Brauntöne
bestimmen das Bild der Insel. Pflanzen gibt es nur wenige. In den Orten findet
man Palmen und an den Stränden gibt es Flechten und Sträucher, die mit dem sehr
trockenen und warmen Klima zurechtkommen. Man darf einfach nicht vergessen,
dass Fuerteventura nur einen Steinwurf von Afrika und der Sahara entfernt
liegt. Es gibt nicht viele Pflanzen, die unter den Bedingungen leben können.
Besonders der Wassermangel ist der limitierende Faktor was die Vegetation
angeht. Dementsprechend ist auch die Fauna nicht die üppigste. Es gibt nur
wenige Insekten, da der Boden sehr trocken und steinig ist und zudem oft starke
Winde herrschen. Auch sämtliche Weichtiere sucht man vergebens. Dafür leben
Ziegen, Esel, Kamele, Katzen und Streifenhörnchen dort und erfreuen den einen
oder anderen Touristen. Ich mag die
Landschaft super gerne und finde sie sehr schön. Mir fehlen die Bäume und das
Grün überhaupt nicht, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass man dadurch ein
Gefühl der Weite bekommt, weil nichts den Blick über die Ebenen beeinträchtigt.
Zudem mag ich die Fahrt mit dem Auto über die nicht geteerten, steinigen und
sandigen Pisten entlang des Northshores zu den Surfspots. Das macht Spaß und
hat seinen besonderen Charme.
Die Insel oder auch die
Kanaren zeichnen sich durch das sehr
warme und trockene Klima aus. Besonders auf Fuerteventura regnet es fast
nie. Ich habe nur einmal in dem letzten halben Jahr, in dem ich alle zwei bis
drei Wochen dort war einen wirklichen Regenschauer erlebt, der aber auch nur
sehr kurz angedauert hat. Ansonsten ist es immer trocken und es tröpfelt
höchstens mal für eine oder zwei Minuten ein wenig. Im Winter und den ganzen Frühjahr
über gibt es sehr angenehme und warme Temperaturen um die 20 Grad. Abends und nachts
wird es dann allerdings auch noch etwas kühler, weshalb eine dünne Jacke und
Schal empfehlenswert sind. Auch eine Mütze schadet manchmal nicht, da es oft
windig ist. Besonders nach dem Surfen kann der Wind noch sehr kalt sein. Jetzt
im Juli wird es dann aber schon richtig heiß. Dann brennt die Sonne vom Himmel
und ohne Sonnenschutz geht gar nichts. Am Strand kann man sich nur mit
Sonnenschirm oder Hut aufhalten und man benötigt auf jeden Fall einen
Sunblocker, wenn man sich nicht komplett verbrennen will. Im Wasser ist es dafür
allerdings immer angenehm, was die Temperaturen angeht. Im Winter und Herbst
ist ein 4/3er Neo ganz ratsam und dann aber auch absolut ausreichend, da die
Wassertemperaturen im Vergleich zu z.B. Portugal, warm sind. Jetzt Richtung
Sommer reicht dann auch ein 2/3er Neoprenanzug und später im Hochsommer dann auch
nur eine Shorts oder Surfbikini.
Surfschulen findet man zur Genüge im
Norden von Fuerteventura, aber nur wenige sind wirklich gut. Ich habe mir mal
den „Spaß“ gemacht und mich morgens an den Strand von Cotillo gestellt und die dort
unterrichtenden Surfschulen beobachtet. Es ist schon fast lustig, was man dort
zu sehen bekommt, wenn man nicht wüsste, dass die Surfschüler/innen dafür Geld
bezahlen. Viele der Surflehrer surfen lieber selbst oder stehen außerhalb des
Wassers, anstatt ihren Schülern/innen in die Wellen oder den Schaum zu helfen. Dass
das alles aber ganz anders aussehen sollte und auch kann, durfte ich beim Surfinstitut erfahren. Diese, von zwei Deutschen geführte Surfschule, versteht es, sich bestmöglich um ihre Surfschüler/innen
zu kümmern und sie im und außerhalb des Wassers zu unterstützen, sodass sie
glücklich und mit einem großen Lernerfolg wieder nach Hause fliegen. Abends wird
öfters zusammen gegessen und tagsüber, abgesehen vom Surfunterricht, gibt es
zusätzliche Angebote wie z.B. Yoga mit Nadine oder einen Longboardkurs beim
Europameister Carl Fölster. Die Surfstunden sind nicht getaktet und dauern
immer so lange, wie die Surfschüler/innen noch Energie und Lust und Laune
haben. Viele der anderen Surfschulen haben ihre festen Zeiten. Jeden Morgen um
Punkt 10Uhr rollen die Transporter mit den Schüler/innen und den Boards zu den
Surfspots. Das Surfinstitut richtet sich nach den Gehzeiten und den Vorhersagen
für die besten Wellen. Da wird mal ganz früh morgens um 8 Uhr losgefahren oder
auch mal nachmittags um drei. Die Vorteile liegen auf der Hand: immer die
bestmöglichsten Bedingungen und oft auch gegen den „Surfschulstrom“, sodass man
auch mal als einzige Surfschule an einem Spot ist. Kurzum: wer sehr guten,
individuellen, spaßigen und erfolgsversprechenden Surfunterricht auf der Insel
sucht, geht zum Surfinstitut. J
Ich wurde schon des Öfteren
gefragt, was mein Lieblingssurfspot im
Norden ist und ich kann diese Frage nie wirklich beantworten, weil es so viele
tolle Spots gibt. Bis jetzt habe ich nur zwei Tage erlebt, an denen Surfen im
Norden wirklich nicht möglich war, weil es einfach gar keine Wellen gab oder
der Wind so stark war, dass alle Wellen „zerblasen“ wurden. Ansonsten findet
man immer irgendwo eine Welle die läuft, da die Auswahl so riesig ist und man
sowohl Spots im Norden, aber auch im Westen und an der Ostküste hat, die man
schnell mit dem Auto erreicht. Ich möchte hier mal drei Spots beschreiben, die
zu meinen „Lieblingen“ als Intermediate-Surferin gehören.
Im Winter und Frühjahr ist „Majanicho inside“ mein Favorit. Das
ist eine Rechtswelle, die besonders auch für Intermediates sehr zu empfehlen
ist, weil sie einfach ist. Sie läuft meist ziemlich lang und bricht langsam auf
einem Riff. Der Einstieg ist leicht über das Riff und der Ausstieg
dementsprechend auch. Es gibt einen breiten Kanal in dem man raus ins Line up
paddeln oder auch einfach mal sitzen kann, um sich auszuruhen.
Das gleiche gilt für „Punta Blanca“, einer der Anfängerspots
überhaut in meinen Augen, wenn man mit dem Surfen der grünen Wellen anfängt,
aber auch sehr spaßig für Intermediates. Hier tummeln sich allerdings daher
super viele Surfschulen, weshalb es manchmal doch sehr voll werden kann. Es
lohnt sich dann auch mal „gegen den Strom“ rein zu gehen und auch mal bei
Low-Tide sein Glück zu wagen. Ich habe das schon gemacht und wenn man
einigermaßen sicher auf dem Board steht, dann läuft man keine Gefahr auch bei
wenig Wasser auf das Riff aufzukommen. Es ist eine Rechtswelle, die super lange
laufen kann und wenn man Glück hat, sich vorne sogar nochmal neu aufbaut. Man
sollte es allerdings vermeiden an diesem Spot vom Board zu springen und auf dem
Riff zu laufen, da sich ziemlich viele Seeigel dort aufhalten und mit ihnen
Bekanntschaft zu machen sehr schmerzhaft sein kann (ich spreche aus Erfahrung).
Ansonsten gilt hier: Paddeln, Paddeln, Paddeln! Es ist doch ein etwas weiterer
weg bis zum Line up und so wirklich ausruhen im Kanal geht nicht, weil immer
irgendeine Strömung vorhanden ist. Entweder sie zieht einen wieder in Richtung
Ufer oder im blödesten Fall nach links zu einer kleinen Steininsel im Wasser.
Das habe ich aber noch nicht wirklich erlebt. Meist treibt sie einen einfach
wieder zurück oder sogar in Richtung der Wellen. So oder so ist man an diesem
Spot viel am Paddeln und sollte daher ein wenig Power in den Armen haben. Die
Welle bricht langsam und läuft schön lang und Anfänger können auch super im
Schaum starten und dann nach rechts in die grüne Welle rein surfen. Mein
persönlicher Tipp: „Wenn gar nichts geht, dann geht in Punta Blanca immer was!“.
J
Einer meiner
Lieblings-Beach-Breaks ist Cotillo. Es
gibt viele Buchten an dem langen Küstenabschnitt, in denen man auf die Suche
nach guten Wellen gehen kann. Je nachdem wie die Sandbänke liegen, ist mal die
eine oder die anderen Bucht besser; man hat die Auswahl. An diesem Spot können allerdings
die Wellen auch schnell sehr groß werden und dann sind sie – zumindest für mich
– nicht mehr zu surfen, weshalb man als Intermediate auf die Tage mit den
kleineren Wellen warten sollte an denen es dort aber richtig viel Spaß macht.
Die Wellen brechen schnell und man übt sich im zügigen Ausführen des Take off. Da
es ein Beachbreak ist, läuft man keine Gefahr auf einem Riff oder Felsen zu
landen und man muss kaum Paddeln. Die Wellen brechen weit vorne in Strandnähe
und es braucht nur wenige Paddelschläge bis ins Line Up.
Zu meinem Lieblingsort im Norden der Insel zählt Lajarres. Dieser kleine,
beschauliche und ruhige Ort liegt ganz dicht am Northshore und hat damit die
perfekte Lage für Surfer. Man erreicht viele Spots von dort in 10min mit dem
Auto. Zudem liegt er mitten in der schönen Vulkanlandschaft und man kann schnell
auch mal einen von diesen besteigen, um morgens bei Sonnenaufgang oder abends
bei Sonnenuntergang den weiten Blick über die Insel zu genießen. In dem Ort
gibt es das Canela, ein Restaurant/Bar/Kaffee, in dem man super lecker essen
kann und es oft Livemusik gibt. Zudem findet man das Goloso am Ende der
Hauptstraße, ein Kaffee mit großer Dachterasse auf der man das Frühstück oder den
nachmittäglichen Kaffee, Kakao oder frischen Orangensaft zu sich nehmen kann. Möchte
man ein bisschen mehr Trouble und Partynächte, dann kann man in das nur 10min
entfernte Corralejo fahren. Dort findet man zahlreiche Restaurants,
Einkaufsläden und Kneipen, um die Nacht zum Tag zu machen.
Auch wenn ich sehr gerne in
Lajarres bin, muss ich zugeben, dass es das schönste Surfhostel in Corralejo gibt. Das ist das La Cometa von Alejandro. Dieses Hostel zeichnet sich durch die
entspannte Atmosphäre, die netten Leute und die tolle Lage aus. Es liegt in
einer sehr schönen Straße, von der man in 2min am Meer ist. Es sind somit auch
Surfspots fußläufig erreichbar (RockyPoint, Waikiki-Welle). Das Haus verfügt
über Ein- und Mehrbettzimmer, drei Bäder, eine Küche, in der man selbst kochen kann, ein Wohnzimmer,
einen großen Außenbereich mit Grill und viele gemütliche Sitzgelegenheiten
zum Entspannen. Vom Haus sind auch alle Kneipen und Restaurants zu Fuß zu
erreichen, sodass man abends schnell „auf die Piste“ gehen kann.
Fuerteventura mit seinen
vielen Surfspots, der tollen Landschaft und dem warmen Klima bietet meiner
Meinung nach das Rundumwohlfühlpaket für einen Surfer/in. Ich werde immer wieder
dorthin zurückkommen und die Vorzüge dieser Insel genießen. Vielleicht ist es mir ja gelungen, mit diesem Bericht auch den ein oder anderen von Euch von der Insel zu überzeugen und man trifft sich dort mal zum gemeinsamen Surfen!
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