Raus ins Leben


Starten möchte ich diesen Beitrag mit einer wahren Geschichte, die ich in einem Podcast der Zeit gehört habe. Ein Mann wird zu Unrecht des Mordes verurteilt und sitzt 20 Jahre in Haft, bevor eine Genetikerin, die sich mit Stammbaumanalysen beschäftigt seine Unschuld beweist. Diesem Mann wurden 20 Jahre seines Lebens „genommen“. 20 Jahre, die einfach weg sind und in denen er nicht am Leben teilnehmen konnte. 20 Jahre, in denen er nur die Gefängnismauern von innen und seine kleine Zelle gesehen hat. 20 Jahre die an ihm einfach vorbeigegangen sind. Eine Tragödie. 

Warum erzähle ich die Geschichte? Gefängnisse müssen nicht aus steinernen Mauern gebaut sein und man muss auch nicht verurteilt werden, um sich in einem zu befinden und Zeit verstreichen zu lassen, ohne sein Leben zu leben. Gefängnisse können gebaut sein aus Erwartungen, die man an sich selbst stellt, aus gesellschaftlichen Systemen und Druck, dem man nachgibt, aus Feigheit und Faulheit, aus Ängsten, Sorgen und Ausreden… die Liste ist unendlich. 


Wir bauen uns manchmal unser eigenes „Gefängnis“ und finden oft den Weg nicht mehr raus. Wir sehen keine Auswege und die Türen sind verschlossen u.a. auch durch die vielen Ausreden/Gründe, die wir uns selbst ständig einreden, aber auch durch all die „Bausteine“, die ich bereits genannt habe. Der Satz: „ich würde ja was verändern, aber…“ ist der „Glaubenssatz“, der viele im „Gefängnis“ hält. Es werden nur die Mauern und Gitterstäbe gesehen, aber leider nicht das, was dahinter auf einen wartet - wie Freiheit, Glück, vielleicht auch weitere Sorgen und Mauern, klar, aber auch das Leben!


Mauern sind da, um sie zu überwinden. Bewegen muss man sich. Davor stehen und sich über die großen Mauern beschweren, hilft nichts. Bewegt man sich nicht, schaut man vielleicht irgendwann zurück und stellt fest, dass man Jahre in einem Gefängnis verbracht hat - immer an einem Fleck, still gestanden. In einem Gefängnis, das man sich selbst gebaut hat; für das man selbst verantwortlich ist. Wer sich nicht bewegt, kann auch nichts bewegen, verändert nichts, baut die Mauern nicht ab, bleibt gefangen, wird sich nie frei fühlen. Bewegen! und nicht nur auf die Mauern starren, als wären sie aus Stein gemeißelt. 




Nach einem Jahr zurück in Hamburg, habe ich festgestellt, dass ich still stehe und Zeit verstreichen lasse. Es ist nicht schlecht innerhalb meiner selbstgebauten Mauern - das gebe ich zu -, sondern sogar ziemlich komfortabel und sie sind oft bunt von innen, aber ich will mich wieder bewegen, schauen, was hinter den Mauern auf mich wartet, mein Leben nicht einfach „dahinplätschern“ lassen. Meinen „Ausbruchsplan“ habe ich schon geschmiedet und auch, wenn der noch ziemlich grob ist und ich nicht sicher bin, was mich hinter der Mauer erwartet, bin ich bereit, mich zu bewegen und alles in Bewegung zu setzen, um die Mauern zu überwinden. 


Es wird mein dritter Ausbruch und ich melde mich dann wieder von der anderen Seite der Mauer :) 



Bis dahin: bleib in Bewegung! Das Leben ist endlich.

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