Stille


Stille herrscht in der sonst pulsierenden, lauten und lebendigen Großstadt. Die tausenden Autos und Menschen, die sich normalerweise durch die Stadt schlängeln und bewegen, sind nicht mehr da. Das Leben, wie wir es kennen findet nicht mehr statt. Geschäfte, Schulen, Kitas, Bars, Clubs, Sportstätten, Spielplätze... alles ist geschlossen. Hamburg gleicht einer Geiserstadt. Es ist eine Stille, die ich sonst eigentlich nur von meinen Urlauben auf Fuerteventura kenne; von den Momenten, in denen ich morgens mit den ersten Sonnenstrahlen über das Riff und den Strand laufe und kein anderer Mensch schon unterwegs ist.

Normalerweise genieße ich die Stille, aber die Stille in der Großstadt ist eine bedrückende und beängstigende „laute“ Stille. Sie sagt uns, dass etwas vor sich geht, was nicht normal ist. Sie lässt uns aufhorchen und nachdenklich werden.

Still ist auch das Virus und umso lauter die Gefahr, die von ihm ausgeht. Gefahr besonders für die älteren Menschen in unserer Gesellschaft. Da heißt es nun sozial zu handeln und zu Hause zu bleiben, „still zu sitzen“, abzuwarten.



Die letzten zwei Tage war ich noch in der Schule, aber auch das ist ab heute Mittag nun untersagt und jetzt bin auch ich als Lehrerin zum Homeoffice „verdammt“. Per Email wird mit den Eltern und Schüler*innen kommuniziert und ihnen Aufgaben gestellt. Korrekturen sind zu erledigen und viele, viele Fragen zu klären. Einzel- und Stillarbeit würde man das im Unterricht nennen, was da gerade methodisch von den Schüler*innen und auch uns Lehrern erwartet wird. Wie lange das dauert weiß keiner.



Still ist es auch in meiner Wohnung. In diesen Tagen ist es eine Herausforderung allein zu sein und es wird nun wichtig sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gesund zu halten. Meine Arbeit und Kollegen*innen fehlen mir und meine Familie, die weit weg ist. Besonders in dieser Zeit in der man eine große Unsicherheit erfährt und zwischen Panik und Gelassenheit ständig hin und her schwankt, wünscht man sich vertraute, liebe Menschen um sich herum, die einen stützen und Mut zusprechen.

Für uns alle wird das eine harte Zeit und jeden Tag bin ich dankbar dafür, dass ich und meine Familie gesund sind, und ich denke an all die Menschen, die krank sind oder um ihre Existenz bangen. Dürfte ich mir etwas wünschen, wäre es das, dass die Stille ein Ende hat und das Leben wieder laut und bunt wird.

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