Stalking – meine Geschichte

 


Er steht hinter der Hecke und beobachtet mich, wie ich mich im Bikini sonne. Nachts geht das Licht des Bewegungsmelders am Haus an, da er versucht sich an mein Fenster zu schleichen. Die Nachbarn rufen die Polizei, da er ständig das Haus in dem ich lebe beobachtet und mit seinem Auto eine Straße darunter steht. Er schreibt mir Nachrichten, ruft mich an und verfolgt mich, als ich mit einem Freund abends ins Kino gehen will. Er versperrt uns den Weg, macht mir Angst. Er droht mir mich umzubringen und beschimpft mich. Er lässt nicht von mir ab.

10 Jahre lang leide ich unter Verfolgungswahn, ständigen Albträumen, hab Probleme alleine in einer Wohnung zu schlafen und bin immer noch Männern gegenüber extrem skeptisch und zurückweisend , wenn sie sich mir emotional zu sehr nähern.

Nachts lag ich oft wie versteinert in meinem Bett, traute mich nicht auf die Toilette und hörte auf jedes Geräusch, erwartete, dass jemand in mein Zimmer kommt oder hinter der nächsten Tür steht. Mit dem Fahrrad im Dunkeln nach Hause zu fahren, nach einer Party oder einem Essen mit Freunden bedeutete sich ständig umzudrehen, so schnell wie möglich zu fahren, die Haustür aufzuschließen und sich ins sichere Treppenhaus zu flüchten. Die Albträume ließen mich öfter auch mitten in der Nacht oder dann morgens in Panik aufwachen. Auch heute noch, habe ich Angst, wieder Albträume der gleichen Art zu erleben. Zum Glück haben sie aber doch irgendwann aufgehört und werden auch nicht durch Trigger mehr hervorgerufen.

Jetzt, 17 Jahre später kann ich offen darüber reden; damals und auch lange danach sprach ich mit niemanden – es war mir peinlich, dass mir so etwas passiert ist.

Warum ich das Thema jetzt hier in meinem Blog aufgreife? Zum einen tut es gut, endlich offen darüber sprechen zu können und zum anderen gehört es leider noch zu einem Tabuthema in unserer Gesellschaft, was definitiv nicht so sein sollte. Es kann jeden treffen. Hätte ich mich damals getraut, darüber zu sprechen oder mir Hilfe zu holen, hätte ich mich psychisch vielleicht schneller davon erholt und es wären mir einige schlaflose Nächte und Panikattacken erspart geblieben.

Die Angst, dass mir so etwas noch einmal passiert bleibt. Loslassen wird mich das Thema nie und es wird immer eine Herausforderung für mich sein, eine enge, emotionale Bindung zu jemanden aufzubauen. Psychische Gewalt verändert einen Menschen und hinterlässt Spuren. Reden hilft und ein offener Umgang - auch mit solch einem schwierigen Thema. Danke fürs lesen! :)

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